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Das Resümee

Acht Weine, vier Weingüter, vier Arten Wein zumachen. Acht Weine sind natürlich nicht genug um eine Aussage über die Qualität einer kompletten Weinbauregion machen zu können, doch mir ist der sogenannte Blick über den Tellerrand gelungen. Ich musste feststellen, dass ich über die Betriebe die sozusagen vor meiner Nase liegen relativ wenig bis nichts wusste. Das hat sich während dieses Projekts verändert und auch meine Sichtweise hat sich etwas verändert. Seit vier Wochen schaue ich nicht mehr nur noch auf die Rieslinge die ich auf einer Preisliste finde sondern auch auf die anderen Weine.

Auch wenn ich kaum Erfahrung habe kann ich mit gutem Gewissen sagen: pfälzer Winzer wissen was sie machen. Die Burgunder die in der Pfalz wachsen sind in ihren Händen bestens aufgehoben. Keiner der von mir probierten Weine muss sich hinter einem Riesling verstecken, erst recht keiner der Spätburgunder. Die positive Entwicklung, was die Qualität an Burgunderweinen angeht hängt sehr stark mit der Entwicklung des Spätburgunders beziehungsweise der Rotweine im Allgemeinen zusammen. Nachdem Vorreiter wie die Weingüter Knipser oder F.Becker den Ruf pfälzer Rotweine verbesserten, trauten sich auch mehr Betriebe an die Materie. Und zwar jeder auf seine Weise.

Im Weingut Karl Schäfer setzt man weiterhin auf Riesling, da das am besten zum Betrieb passt.Trotzdem verliert man die Burgunder nicht aus den Augen. Auf dem Isegrimhof lassen sich viele verschiedene Weine finden, hier liegt das Augenmerk jedoch verstärkt auf der ökologischen Bewirtschaftung als auf einer bestimmt Rebsorte. Rainer Eymann pflanzt französische Burgunderklone an und baut diese zu verschiedenen Weinen und Sekten aus. Daher lässt sein Sortiment nicht zwingend auf einen pfälzer Betrieb schließen. Das Weingut Darting produziert vom Riesling bis zum Spätburgunder kompromisslos gute Weine. Ein Betrieb wie eine Metapher für die Pfalz: Meister des Riesling. Profis in allem Anderen.

Verkaufsraum im Haus der guten Weine

Die Weine die ich bis jetzt probiert habe waren alle durchweg sehr gut. Soviel steht fest. Da ich mich jedoch nicht nur auf meine eigene Meinung verlassen wollte, habe ich die Weinhandlung „Michlers Haus der guten Weine“ in Bad Dürkheim aufgesucht. Dort konnte ich mich mit einer gelernten Sommelière über das Thema unterhalten, was durchaus sehr aufschlussreich war.

Als ich sie nach den allgemeinen Kundenpräferenzen fragte war die Antwort eindeutig: Pfälzer trinken pfälzer Riesling! So ist das seit Jahren und so wird es wohl noch länger bleiben. Das spiegeln auch die Verkaufszahlen wieder. Mindestens 70% der verkauften Weißweine seien Rieslinge. Das Angebot an verschiedenen Rieslingen ist entsprechend groß. Natürlich wird auch der ein oder andere Weiß- oder Grauburgunder gekauft, das Angebot beschränkt sich hier jedoch auf eine handvoll verschiedener Weine.

Bei den Rotweinen sieht das Ganze schon anders aus. Hier steht der Burgunder, zumindest laut Verkaufszahlen, unangefochten auf Platz 1. 65% des Umsatzes bei Rotweinen läuft über diese Burgundersorte. Vorallem eine Veränderung des Kaufverhaltens der Touristen sei zu erkennen. Die Touristen kaufen vermehrt Rotwein, was fast gleichbedeutend ist mit mehr Pinot noir. Gleichzeitig ist und bleibt der Riesling das bekannteste Produkt aus der Region. Hier sei keine Trendwende zu erkennen. Anzumerken sei jedoch, dass sich die Qualität pfälzer Burgunder, bei roten und weißen gleichermaßen, im letzten Jahrzehnt andauernd gesteigert hat. Wer als Pfälzer also doch einmal Lust auf einen Weißburgunder verspürt muss auf keinen Fall auf Produkte aus dem „Ausland“ zurückgreifen.

Weingut Darting

Das Weingut Darting

Das Weingut Darting (ebenfalls in Bad Dürkheim) ist ein äußerst erfolgreich geführter Familienbetrieb. Der 24ha Rebfläche umfassende Betrieb wurde erst 1959 gegründet und vor zehn Jahren modernisiert. Dieses Jahr wurde das Weingut vom DLG zum sechst besten Weinerzeuger Deutschlands gekürt. Da wundert es nicht, dass sich auch dieses Jahr ein Staats- und ein Bundesehrenpreis dazugesellten.

Trotz Modernisierung kommt die traditionelle Verarbeitung der Trauben nicht zu kurz. 60-70% der Wingerte werden von Hand gelesen und der Rotwein wird in großen Holzfässern bzw. in Barriquefäßern ausgebaut. Ein breit gefächertes Angebot ist eine der Stärken des Weinguts. Daher beinhaltet das Angebot natürlich auch verschiedene Burgunder, doch die favorisierte Rebe des Kellermeisters Helmut Darting ist und bleibt natürlich der Riesling. Dies spiegelt sich auch darin wieder, dass die Hälfte der Flächen mit dieser Rebsorte bepflanzt sind.

 

2008er Spätburgunder

Das vierte Weingut und der vierte Spätburgunder. Dieser Wein ist mit dem goldenen DLG-Preis ausgezeichnet worden, das macht natürlich besonders neugierig.

Das Bukett setzt sich hier aus verschiedenen Beerentönen zusammen, wodurch der Wein sehr fruchtig wirkt. Die Aromen sind sehr komplex, lassen sich aber trotzdem recht genau beschreiben. Waldbeeraromen stehen auch hier im Vordergrund. Ergänzt werden sie durch die Aromen von Süßholz und einer Spur Schokolade. Durch diese Fülle an Aromen wirkt der Wein sehr rund. Ausgebaut wurde er im großen Holzfaß, Holzaromen und Gerbstoffe kommen daher auch nicht zu kurz. Mit 14% könnte dieser Wein sehr alkohollastig wirken, da er aber noch etwas Restzucker aufweist (4,5g) ist dies nicht der Fall. Auch dieser Rotwein überzeugt und hat den DLG-Preis verdient.

Preis: 6,50€

2009er Grauburgunder

 

Diesmal entschied ich mich dazu einen sortenreinen Grauburgunder zu probieren. Das Bukett dieses Weines setzt sich aus Tönen wie Ananas und Honig zusammen, wobei immer ein erdiger Geruch mitschwingt.
Die Aromen reichen von reifen Früchten, speziell Birne bis zu Grapefruit, was die noch vorhandene Säure wiederspiegelt. Der insgesamt sehr fruchtige Wein wirkt duch leichte Holzaromen angenehm cremig.

Preis: 5,50€

Weingut Eymann

Das Weingut in Gönheim

Das Weingut Eymann in Gönheim (ebenfalls an der Mittelhaardt) ist ein Familienbetrieb mit 15 ha Rebfläche. Zusätzlich zum Weingut betreibt die Familie eine Weinstube.

Die Rebfläche wird schon seit vielen Jahren ökologisch bewirtschaftet und auch im Keller wird der Wein so gut es geht geschont. Schönungsmittel kommen nur in Ausnahmefällen zum Einsatz und die Weine werden maximal einmal gefiltert.

Mit 40% ist der Flächenanteil an Riesling niedriger als bei den vorherigen von mir besuchten Weingütern. Weine der Pinot-Familie spielen eine mindestens ebenso große Rolle. 15% der Fläche ist allein mit Spätburgunder besetzt, wobei anzumerken ist, dass sämtliche Burgunderreben französische Klone sind. Im Angebot befinden sich neben den „üblichen Verdächtigen“ wie Grau- und Weißburgunder oder Chardonnay auch vier (!) verschiedene Sekte, deren Grundwein aus der Familie der Burgunder kommt.

2008er Spätburgunder

Die Wahl beim Rotwein fiel auch im Weingut Eymann auf einen Spätburgunder.  Die Spätlese aus dem Jahr 2008 wurde zwar nicht im Barrique aber im großen Holzfaß ausgebaut, das verleiht dem Wein leichte, meiner Meinung nach sehr angenehme, Holztöne. Neben dem typischen Sauerkirscharoma weist der äußerst trockene Wein (0,5g RZ) eine ausgeprägte Tanninstruktur und eine an grüne Walnüsse erinnernde Bitternis auf. Diese Kombination beschäftigt die Geschmacksnerven, ohne den Konsumenten anzustrengen.

Bei diesem Wein ist zu erwähnen, dass die Gärung und der biologische Säureabbau spontan verlaufen sind. Zusätzlich wurde der Wein unfiltriert abgefüllt.

Preis: 8,90€

 

 

2008er Weissburgunder

2008er Weissburgunder

 

Beim dritten Winzer, den ich besuchte probierte ich einen sortenreinen Weissburgunder aus dem Jahre 2008.

Der Wein verfügt über ein sehr intensives und vielschichtiges Bukett mit Noten von Mandeln aber auch von gelbem Steinobst wie zum Beispiel Mirabellen.

Die Aromen bauen sich in einer komplexen Geschmackskurve auf, von Mirabellen über Stachelbeeren hin zu einem zarten Abgang. Trotz dieser Vielschichtigkeit und 13% Alkohol büßt der Wein nichts von der  Leichtigkeit ein, die dieser Rebsorte zu eigen ist. Zusätzlich verschafft die für einen Weissburgunder hohe Säure dem Wein eine gewisse Lebendigkeit.

Preis: 8,60€

Der Isegrimhof

Der Isegrimhof in Ungstein (bei Bad Dürkheim) wird heute von Klaus Wolf geführt, nachdem er 1959 von dessen Vater gegründet wurde. Bereits seit 1984 wird hier ökologischer Weinbau betrieben und ich habe selten Menschen getroffen die von diesem System so überzeugt sind wie die Familie Wolf. Doch auf dieser Seite stehen die Produkte und nicht die Bewirtschaftung im Vordergrund.

Mehr als die Hälfte der Weinberge des Bioland Betriebs sind mit Riesling bepflanzt. Wie schon in der Einleitung erwähnt ist das für die Pfalz keine Seltenheit. Das Sortiment beeinhaltet aber durchaus auch typische Weine der Pinot-Familie wie Chardonnay, Auxerrois, Spätburgunder u.a.

2009er Spätburgunder

Einen Spätburgunder im Angebot zu haben gehört natürlich auch in der Pfalz zum guten Ton, daher war es für mich auch nicht schwer, einen solchen Wein auf dem Isegrimhof zu probieren.

Der 2009er Spätburgunder tritt mit einem sehr direkten Bukett von Kirsche und Brombeeren auf. Mit 14% Vol.  kann dieser Wein als schwer beziehungsweise als alkoholbetont bezeichnet werden. Dies sollte nicht negativ aufgefasst , bei der Planung des „Einsatzgebietes“ jedoch berücksichtigkt werden. Bei den Aromen fällt es mir schwer mich festzulegen. Leichte Holztöne sowie eine ausgeprägte Tannin und Gerbstoffstruktur sind klar festzustellen. Ansonsten lässt sich für mich nur sagen, dass der Wein nach reiferen dunklen Früchten schmeckt, was aber noch nicht als Marmeladenton bezeichnet werden kann. Alles in allem ein nachhaltiger Wein, der alle Erwartungen  erfüllt.

Preis: 6,10€